Navigation auf uzh.ch
Prof. Dr. Silvy Chakkalakal
Legen wir das Augenmerk auf intime Strukturen, Praktiken und Materialitäten, zeigt sich, wie Menschen familiäre Beziehungen und Netzwerke formen. Intime Dynamiken, affektive Relationen und Verwandtschaftsverhältnisse prägen dabei auch die Felder des Politischen, des Rechts, der Migration sowie der Popkultur und der Kunst. Bei der Untersuchung von Intimitäten spielen auch Zeit und Zeitlichkeiten eine wichtige Rolle: Welche affektiv-relationalen Verhältnisse bilden Menschen zu ihrer Vergangenheit und Zukunft und wie gestalten sie darüber ihre gegenwärtigen Alltage (s. Themen wie Biografie und Subjektivierung; Diaspora und Postkolonialität; Geschlecht und Sexualität; Bildung und soziale Ungleichheit).
Der Schwerpunkt Archiv greift die kulturwissenschaftlichen Analysekategorien von Zeit und Zeitlichkeit und Intimitäten weiter auf und stellt die archivalischen und historischen Materialitäten und (persönlichen) Erzählweisen in den Mittelpunkt (z.B. Dokumente, Briefe, Fotografien, Oral History und anderes Material). Ebenso fragt er nach den damit verbundenen Epistemologien (Wissenslogiken) und Politiken des Archivs (wie Vollständigkeit, Zeugenschaft, Erinnerung, Kategorien, Ausschluss etc.). Mit dem Archival Turn in den Postcolonial Studies und der Queer Theory wird in einer erweiterten Perspektive nach dem Körper als Archiv, nach Archiven der Gefühle sowie Methoden und Möglichkeiten des Gegen-Archivierens gefragt.
Das übergreifende Interesse des Forschungsschwerpunkts gilt der Untersuchung ästhetischer Praktiken. Es geht um die symbolisch-materiellen Ordnungen und Ökonomien, innerhalb derer konkrete Sinnespraktiken und deren Kulturprodukte ihre Bedeutung entfalten und Öffentlichkeiten herstellen. In diesem Kontext werden verschiedene Medienpraktiken und -formate in ihren Verwendungskontexten als Indikatoren für gesellschaftliche Dynamiken, Struktur- und Machtverhältnisse analysiert. Zugleich werden diese aber eben auch als Teil von konkreten ästhetischen Praktiken begriffen, in denen Akteur:innen produktiv, kollaborativ sowie kreativ sind und durch die die Produktion von Subjektivitäten, Gruppenzugehörigkeiten sowie Bedeutungsgebungsprozessen in Gang gesetzt, aber auch unterlaufen werden können. In diesem Kontext findet auch eine Auseinandersetzung mit der multimodalen Ethnografie selbst als ästhetischer Praktik statt.