Navigation auf uzh.ch
Die laufenden Disserationsprojekte sind alphabetisch nach Nachnamen geordnet.
In meiner Dissertation untersuche ich die Pflegesituation zwischen Fledermäusen und freiwilligen Pfleger:innen. Dabei versuche ich, verschiede Personen mit unterschiedlich langer Pflegeerfahrung und mit unterschiedlichen Pflegekontexten (Station zu Hause oder im Zoo) zu finden und zu befragen. Ziel ist es, herauszufinden, wie sich die Care-Arbeit zwischen Mensch und Fledermaus in der freiwilligen Pflege gestaltet. Dabei sollen Aspekte wie die Motivation der Pflegenden, die Sprache und Sprechweise zwischen Mensch und Tier, das Mensch-Tier-Verhältnis sowie der Umgang mit Tod und Freilassung betrachtet werden.
Als Erhebungsmethoden für diese Forschung führe ich neben Experten-Interviews auch narrative und Leitfaden-gestützte Interviews mit verschiedenen freiwilligen Fledermaus-Pflegenden. Ebenfalls werden mittels autoethnografischer Zugänge aus den eigenen Pflegeerfahrungen Daten gewonnen. Diese Daten werden durch Teilnehmende Beobachtungen und verschriftlichte Berichte von Pflegenden ergänzt.
Durch die gewonnenen Daten erhoffe ich mir einen Einblick in die freiwillige Fledermaus-Pflege und den Antrieb der Pflegenden, dieses Hobby/Öko-Passion auszuüben, zu gewinnen.
Die Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Moritz Ege (Universität Zürich, ISEK).
In meinem Dissertationsvorhaben möchte ich die Veränderungen der Arbeitswelt im Neoliberalismus mit Blick auf die derzeit in der kulturwissenschaftlichen Arbeitsforschung wenig beachtete (industrielle) Produktionsbranche untersuchen. Der Fokus liegt hierbei auf der alltäglichen Lebensführung und auf den Biografien von Müttern, die in Fabriken arbeiten. Forschungsort ist die Steiermark (AUT), einer Industrieregion, in der die Automobilbranche stark vertreten ist. Zentrale Methode der Forschung sind biografische Interviews; Feldforschung in und ausserhalb der Fabrik dient als ergänzende Perspektive.
Während in der Arbeitsforschung des 20. Jahrhunderts meist dem proletarischen Mann die Hauptrolle zukam, fokussiere ich in meiner Forschung auf heutige Fabrikarbeiterinnen, deren Arbeits- und Lebensarrangements – so die Hypothese – einen Kompromiss hinsichtlich der Vereinbarkeit verschiedener geschlechts- und klassenspezifischer Anforderungen der neoliberalen Postmoderne darstellt. In den letzten Jahrzehnten wurden Vollzeitarbeitsverträge, die gegen Ende des späten 20. Jahrhunderts (zumindest für bestimmte Gesellschaftsgruppen im globalen Norden) die Regel waren, sukzessive durch unsichere Verträge ersetzt, insbesondere in Form von Leiharbeit. Mit der Veränderung in Vorstellung und Struktur des Normalarbeitsverhältnis verändern sich, so meine These, nicht nur die Anstellungen (die prekärer geworden sind), sondern auch das Verhältnis zu diesen Anstellungen – und damit möglicherweise auch die Möglichkeiten von gesellschaftlicher bzw. politischer Partizipation.
Konkret möchte ich der Frage nachgehen, wie sich die lebenspraktische Aushandlung zwischen der Produktions- und Reproduktionssphäre ausgestaltet. Über diese Schnittstelle sollen die biografischen Verläufe der Mütter nachgezeichnet werden und herausgearbeitet werden, welche (strukturellen) Komplexe zur Entscheidung führen, einer Arbeit als ungelernte Fabrikarbeiterin nachzugehen, oft in einem Leiharbeitsverhältnis. Denn aus der bisher erhobenen Empirie lässt sich ein zentraler Punkt in den Biografien der Mütter ausweisen: Häufig absolvierten sie eine Lehre, wurden dann Mütter, wodurch sich ein Bruch in ihrer Erwerbsbiografie ergab. Anstatt im erlernten Beruf weiterzuarbeiten, entschieden sie sich für eine Erwerbstätigkeit als ungelernte (Leih-)arbeiterinnen in diversen Fabriken. Ziel der Dissertation ist es, diesen Prozess und seine Implikationen genauer nachzuzeichnen. Dabei soll auch der Frage nachgegangen werden, inwiefern sich diese Situation auf Möglichkeiten von Teilhabe und widerständigem Handeln auswirken. Angesichts wissenschaftlicher und politischer Debatten um Prekarität und Prekarisierung soll das Vorhaben zugleich die spezifische Lage von Angehörigen einer «prekären Klasse» beleuchten – auch mit Blick auf die Unterschiede zu gesamtgesellschaftlichen Prekarisierungstendenzen.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Moritz Ege (Universität Zürich, ISEK) und Johanna Rolshoven (Universität Graz).
The dissertation focuses on “grillz” (tooth jewelry) as part of the urban hip-hop sub-culture starting from the 1980s in the USA and in the contexts of its successors.
Grillz will be analyzed as tools of stylistic differentiation and cultural emancipation that arose within minority groups in the United States and have since taken on near-global prominence. The research focuses, firstly, on the reasons that made this accessory interesting for urban African-American and Latin-American communities. Secondly, the broader cultural role and impact of grillz on hip-hop sub-culture will be studied, as well as – thirdly – the influence the genre’s style had when it started to become mainstream, thus prompting a wave of change, adaptations and re-inventions of the accessory outside of both the US and its sub-culture.
Furthermore, the more recent change of aesthetic in the wake of hip-hop’s globalization process will be taken into consideration, and these transformations of forms and meanings will be analyzed in light of the new and diverse cultures that came into place. The term “Cultural Appropriation” will be discussed and analyzed in relation to the transformation of grillz, and it will be compared to “Cultural Appreciation”, to try and understand the fine line that separates these two very different concepts.
The overall methodological approach is both semiotic and praxeological. An intersectional (race/gender/class/sexuality) and interdisciplinary point of view shall be of use. Songs and performances that are relevant to the topic and showcase the musical narration of grillz serve as a starting point. Empirical research will be conducted through a series of interviews with artists and jewelers who work with or wear grillz in order to understand the community’s point of view, personal experiences, the jewelry’s creation process and its relationship with social and political issues.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Moritz Ege (Universität Zürich, ISEK), Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK), und Prof. Dr. Massimo Leone (University of Turin).
Johanna Spyris «Heidi» gehört zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbüchern der Welt. Der Roman wurde weltweit in über 70 Sprachen übersetzt. Die Dissertation konzentriert sich auf eine dieser vielen Sprachen und untersucht die Übersetzung der Geschichte ins Hebräische. Seit seiner ersten Übersetzung im Jahr 1946 sind in den letzten 75 Jahren zahlreiche, unterschiedliche hebräische Übersetzungen sowie Adaptionen des Stoffes in verschiedenen medialen Formaten erschienen, von Theateradaptionen, über Kino- und Fernsehfilmen bis hin zu Radio- und Hörspielen. Der Roman feiert bis heute grosse Erfolge im Land und ist ein fester Bestandteil des Kinderliteraturkanons. Das Dissertationsprojekt möchte dieser grossen Beliebtheit und vielfältigen Rezeptionsgeschichte nachgehen. Dabei soll der kulturhistorische Kontext sowie die zeitgeschichtlichen Begebenheiten mit in Betracht gezogen werden, um ein genaueres Verständnis dafür zu kriegen, mit welchen Wertvorstellungen und Bildern «Heidi» über die Jahrzehnte hinweg, von seiner Erstübersetzung bis heute, in Israel verbunden wurde und wird. Das Dissertationsthema ist mit einer Ausstellung zur selben Thematik verbunden, die u.a. im Jüdischen Museum München zu sehen war (März bis Oktober 2022).
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Christine Lötscher und Prof. Dr. Harm-Peer Zimmermann (Universität Zürich, ISEK).
Die Figur des Robin Hood, wie der mit ihr verbundene Mythos, gehört zu den beliebtesten mittelalterlichen Motiven der modernen Populärkultur. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sie enorm wandelbar ist. Sie bewegt sich zwischen diversen geografischen Räumen, wie auch innerhalb unterschiedlichster sozialer Gruppierungen. Diese Vielseitigkeit macht sie aber überall auch zu einer Randfigur, was wiederum ihre Beweglichkeit erhöht und ihr das Überschreiten der verschiedenen Grenzen erleichtert. Entsprechend passt sich die Figur des Robin Hood leicht neuen Gegebenheiten – wie Medien oder veränderten Publikumserwartungen – an. Der Stoff kann deshalb problemlos durch die unterschiedliche Betonung zweier Aspekte fast gegenteilige Aussagen hervorbringen, ohne dass mit dem Charakter des Mythos gebrochen werden müsste. Infolge dieser nicht-linearen Entwicklung können unterschiedliche Fassungen des Stoffes parallel zueinander existieren. Gleichzeitig verfestigten sich aber bestimmte Elemente des Mythos, welche zu einem fixen Bestandteil der meisten Rezeptionen des Stoffes geworden sind. Diese Beobachtungen lassen sich auch für die zahlreichen Robin-Hood-Verfilmungen anstellen. Ziel dieser Dissertation ist es, die Entwicklung des Mythos innerhalb dieser cineastischen Fassungen zu ergründen, wobei der Fokus auf die verschiedenen Werke der Nachkriegszeit gelegt werden soll. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage nach den Einflüssen, welche die unterschiedliche Ausgestaltung des Stoffes in den verschiedenen Verfilmungen bewirkten. Neben den Eigenarten der involvierten Schauspieler und Regisseure, sowie den Darstellungen Robin Hoods in früheren Werken werden vor allem die zeitgenössischen gesellschaftlichen Entwicklungen und historischen Rahmenbedingungen, im Blickfeld der Untersuchung stehen. Es stellt sich also auch die Frage wie die Figur und ihr Mythos mit den Werten und der Geschichte der Nachkriegszeit vereinbar sind, respektive jene nach den Aussagen, die anhand der untersuchten Filme über verschiedene Ereignisse zwischen 1945 und 1959 gemacht werden können.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK).
Pflanzen und Menschen leben in einer gemeinsamen geteilten Welt. Mit dem Diskurs um das Anthropozän und damit der Frage nach der menschlichen Verwobenheit mit der Natur rücken unter anderem die Beziehungen zwischen Pflanzen und Menschen in ein neues Licht. Nicht nur die Abhängigkeit der Menschen – Nahrung und Sauerstoff – sondern die vielfältige Involviertheit von Pflanzen (und Pilzen) in (welt-) umfängliche Prozesse rücken ins Bewusstsein. So greifen auch populäre Medien vermehrt die Pflanzlichkeit auf, um neue Narrative für eine Sichtweise auf die Welt zu entwerfen. In diesen Erzählungen entstehen Welten, in denen gleichberechtigte Koexistenz und die Anerkennung der jeweiligen Akteur:innen und deren Beitragen zum Bestehen der Gemeinschaft (wieder) entdeckt werden.
Medien und deren intradiegetische Welten, davon geht dieses Dissertationsprojekt aus, sind nicht blosser Spiegel. Sie haben eine welterzeugende, poietische Kraft. In ihnen zeigen sich die Beziehungen von Menschen und Pflanzen nicht nur, sie werden durch sie erprobt, geprüft und unter Umständen als Vorbild genutzt. Exemplarisch werden daher mit diesem Projekt Medien danach untersucht, wie sie Narrative und Wissen entwickeln, vermitteln und etablieren. Im Zentrum steht die Frage, wie im Sprechen über Pflanzen Wissensnarrative und Verwandtschaft hergestellt wird. Anhand der diskursanalytischen Untersuchung ästhetischer und vermittelnder Praktiken und Poetiken können Tendenzen von Wissensproduktion sichtbargemacht werden. Dabei werden populäre Medien wie Bilderbücher, Jugendromane und Naturdokumentationen sowie populärwissenschaftliche Publikationen wie jene Peter Wohllebens parallel mit posthumanistischen, neomaterialistischen und feministischen Ökotheorien gedacht und dialogisch gelesen.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Moritz Ege (Universität Zürich, ISEK).
Im Zuge der Neuen Frauenbewegung entstanden in der Schweiz ab den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren eine Vielzahl feministischer Filmarbeiten. Nicht nur erprobten die Filmemacherinnen neue Wege der Produktion und Distribution, sie eroberten zudem den patriarchal dominierten Raum Kino, schufen neue Vorführorte und -Formate. Es entstanden noch nicht dagewesene und öffentlichkeitswirksame Plattformen zur Inszenierung und Aushandlung bislang marginalisierter Anliegen und Lebensrealitäten. Den sogenannten ‘Pionierinnen’ und ihren feministischen Filmarbeiten gehe ich in meiner Forschungsarbeit nach.
Aus einer kulturanalytischen Perspektive untersuche ich feministische Filme als Kulturpraxis, innerhalb und mittels derer zeitgenössische Ordnungen kritisiert und aufgebrochen sowie angeeignet, re-imaginiert und hergestellt werden. Die Filme verstehe ich nicht nur als zeitzeugende Quellen oder gestaltete Medien, sondern allen voran als gestaltende, geschichtsmächtige Akteure. Wie konzipierten spezifische Inszenierungsweisen, Vorführpraktiken und Distributionsformen die Filme als feministische Erfahrungs-, Aushandlungs- und Wirkungsräume?
Die Forschungsarbeit sucht zudem nach neuen Einsichten hinsichtlich transnationalen und multitemporalen Bedeutungs- und Wirkungszusammenhängen dieser Produktionen. Wie wurde und wird das feministische Potential der Filme in konkreten gesellschaftspolitischen Kontexten aufgerufen und wirksam gemacht? Wie prägten und prägen spezifische Diskurse und Praktiken ihre Zirkulation?
Im Fokus der Untersuchung stehen dokumentarische wie fiktionale Kurz- und Langfilme aus dem Zeitraum der Neuen Frauenbewegung in der Schweiz. Nebst kulturwissenschaftlichen Filmanalysen führe ich Interviews mit Vertreterinnen dieser ersten Generation feministischer Filmemacherinnen durch, wobei mein Schwerpunkt auf Regisseurinnen des besagten Zeitraums liegt.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Silvy Chakkalakal (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK)
Wie hängen Autorschaft und Biographie zusammen? Aufgrund der unzähligen Möglichkeiten ist es zugleich einfach und schwierig, diese Frage zu beantworten. Im Jahr 1967 behauptete Roland Barthes den Tod des Autors, aber Barthes selbst wurde einen Autor – was kann man daraus verstehen? Außer der Komplexität der Autorschaft ist die Rolle der Biographie auch auffallend: Autor (re)produzieren. Die Biographie selbst ist eines der engst mit der Autorschaft verbundenen Gattungen – spätestens seit Rousseau: nicht nur im literarischen Sinn das Bewusstsein als Autor, sondern auch im mehr alltäglichen Sinn der Autor als Kulturprodukt. Das Ziel dieser Dissertationsarbeit ist, in einer kulturwissenschaftlichen Perspektive über die Autorschaft nach Der Tod des Autors zu reflektieren. Der Fokus liegt in den Biographien der poststrukturalistischen Theoretiker, die sich die Autorschaft-Frage beschäftigten (hauptsächlich Roland Barthes, Michel Foucault und Jacques Derrida). Obwohl ein Rückblick der Biographie als eine literarische Gattung wichtig ist – weil die Interaktion zwischen zwei (Kultur)Traditionen, und zwar Autor/Biographie als ein grobes Modell nicht sinnlos ist –, ist die Aufgabe der Arbeit mehr transtextuell und paratextuell, beispielerweise wie funktionieren die Paratexte und wie hängen die Texte mit den anderen biographischen, die nicht in Form Buch aufgeschrieben wurden, zusammen. Gleichzeitig wird die Textanalyse nicht aufgegeben, sondern eng Autorschaft/Biographie-orientiert geführt: was ist der Autor/ die Biographie? Was kann der Autor/ die Biographie sein? Wie wurden die entsprechenden Theorien von den Biographees umgangen oder praktizieren? Weil Biografie in der Öffentlichkeit fast zwangsläufig als Lebensgeschichte betrachtet wird, kann sie als eine Kulturpraxis der Theorien im (medientechnologisch neuen) Alltag beobachten, wenn die oft ungeprüfte Grenze zwischen Theorie und Praktik noch Sinn ergeben kann.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Harm-Peer Zimmermann und Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK).
Using a videographic participatory approach that emphasizes epistemic listening, this project explores the matter of unspeakability among Bosnian and Kurdish offspring of forced migrants who were born in Switzerland. To better understand and reflect the perspectives of my research participants I am working with my own concept of epistemic listening (Fersztand 2023) which derives from psychoanalysis’ practice of “equal attention” (Freud 1912). Based on the assumption that the loss of the parents' home and thus the familiarity of the parents' everyday life, profession, and language (Arendt 1943) also affects the following generation, the aim of this research is to listen attentively to the offspring of forced migrants as they employ video-making in their search for traces.
Based on two interrelated methodological approaches – epistemic listening and videovoice (cf. Wang/ Burris 1997) – the development of a videographic apparatus aims to create an appropriate space for data collection and implementation of the listening method in this research project.The concept of the "postmigrant” in contemporary research offers a new dimension that establishes migration not as a research subject but as a research perspective, whose endeavor is to break with the hegemonic way of thinking about migration. The subjectivity of the second generation is crucial for understanding the social and political negotiations of "post-migrant" Swiss society (Espahangizi 2018). Consequently this project breaks with common understandings of "migration and integration" (ibid.) and sheds new light on Swiss society in a visual, participatory, biographical and ethnographic way. This work’s novel methodology should be able to find its way into the tools of cultural studies, and the various ways of presenting the scientific findings obtained should contribute to a new understanding of migration’s trajectories, effects across generations and contributes to the field of postmigration studies.
The dissertation is supervised by Prof. Dr. Christine Lötscher (University of Zurich, ISEK) and Dr. Greg Scott (DePaul University Chicago), and is funded byDoc.CH of the Swiss National Science Foundation.
Das Dissertationsvorhaben geht der Frage nach, inwiefern der Bahnhof Zoologischer Garten in Berlin als ein ‹atmosphärischer Ort› zu fassen ist – von seiner Eröffnung im Jahre 1882 bis in die Gegenwart. Die Studie nähert sich den Atmosphären also sowohl mit einem historisch-kulturanalytischen Zugang als auch über eigene Feldforschungen an. Die Untersuchung erstreckt sich vom Amerikahaus bis zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und damit auch auf die nahräumliche Umgebung. Atmosphären begegnen Passant:innen, Beamt:innen und Angestellten im grossstädtischen Gefüge des Bahnhof Zoo etwa zeichenhaft durch Neonreklamen, architektonische Anordnungen, flüchtige ‹halbdingliche› Eindrücke wie Geräusche oder Schattenwürfe und vor allem durch die Aneignungspraxen von Akteur:innen vor Ort – all diese teils fragmentierten Eindrücke sollen in der Studie mitberücksichtigt werden. In besonderem Masse ist für die Wahrnehmung der Atmosphären am Bahnhof Zoo die populärkulturelle Imaginerie von Bedeutung, die untrennbar als mentales Bild den konkreten physischen Ort durchdringt und überformt.
Rolf Lindners Konzeption von «Textur, imaginaire, Habitus» dient für das Dissertationsprojekt als zentrale Denkfigur, um urbane Atmosphären theoretisch einzubetten. Insbesondere wird auch darüber nachgedacht, wie dem ambigen Begriff und Phänomen der Atmosphären methodisch angemessen begegnet werden kann. Ebenfalls sollen asynchrone Momente und Brüche zwischen geschichtlichen Betrachtungen und aktueller Feldforschung ausgelotet und beschrieben werden.
Die Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Moritz Ege und Prof. Dr. Gabriela Muri (Universität Zürich, ISEK).
Das Dissertationsprojekt untersucht den Umgang von Bewohner:innen eines Dorfes im Süden von Wales mit sozialem Wandel und Krisen. Das Selbstverständnis vieler Bewohner:innen und die vorherrschenden historischen Erzählungen sind durch die Deindustrialisierung geprägt: Im 19. Jahrhundert hatte der Süden von Wales eine starke Industrialisierung aufgrund des grossen Kohlevorkommens erfahren. Dies war für die nächsten rund 100 Jahre einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes. Die ‘miners strikes’ der 1980er markierten das abrupte Ende einer Ära. Dies führte nicht nur zu wirtschaftlichen und politischen Umbrüchen, es beeinflusste nahezu alle Lebensaspekte, auch was weithin als Niedergang wahrgenommen wurde und wird. In den Dörfern, die durch die Schwerindustrie geformten worden waren, sind für die Alltagssorgen inzwischen auch neuere Krisenerfahrungen angesichts des Brexits, der Covid-19-Lage und der rapide steigenden Lebenshaltungskosten ausschlaggebend, die jedoch oft vor dem Hintergrund der Deindustrialisierungsgeschichte eingeordnet werden müssen.
Das Dissertationsprojekt ist als gegenwärtige ‘community study’ mit qualitativ-ethnographischen Methoden angelegt. In längeren Forschungsaufenthalten werden u.a. teilnehmende Beobachtungen, (biographische) Interviews und Fokusgruppendiskussionen durchgeführt. Die Leitfrage lautet, welche Funktionen und Bedeutungen dem Konzept ‘community’ in diesem Kontext vielfacher Krisen zukommen. Es soll untersucht werden, mit welchen Problemlagen Gesprächspartner:innen und ihr soziales Umfeld konfrontiert sind, welche Ressourcen sie haben und schaffen, und welche neuen Gemeinschaften sie kreieren. Ein besonderer Fokus liegt auf der narrativen Ebene: Wie werden diese Entwicklungen erzählt?
Eine Untersuchung der langfristigen Auswirkungen der Schrumpfung des industriellen Sektors, sowie die Fokussierung darauf, wie jüngste Krisen Problemlagen in ehemals stark industrialisierten Gemeinschaften verschärfen, ist auch für andere Regionen mit ähnlicher Historie und deren Folgen und Herausforderungen aufschlussreich und trägt zur Forschung im Bereich der Deindustrialisierung beziehungsweise postindustrieller Verhältnisse bei.
Die Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Moritz Ege (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Monika Götzö (ZHAW, Soziale Arbeit).
Das Bild der Schweiz als sprachlich und kulturell heterogener Raum ist Teil einer nationalen Identitätsbildung und prägend für zahlreiche Diskurse. Auch die kulturpolitische Debatte bedient sich des Begriffs der ‘kulturellen Vielfalt’ in unterschiedlichen Zusammenhängen. Nebst dem Begriff der ‘Vielfalt’ stiessen in den letzten Jahren Terminologien wie ‘Diversität’ oder der englische Ausdruck ‘Diversity’ hinzu und es wurden Versuche gestartet, dem Phänomen der Vielfalt auf systematischer Ebene zu begegnen und es beispielsweise mittels eines sogenannten ‘Diversity Managements’ zu lenken. Die Begriffe ‘Vielfalt’ und ‘Diversität’ agieren somit in einem Spannungsfeld von unterschiedlichen Bedeutungen, Zuschreibungen und Unschärfen. Das Dissertationsvorhaben verfolgt das Ziel, das Diskursphänomen der ‘kulturellen Vielfalt’ und ‘Diversität’ im kulturpolitischen Umfeld zu analysieren und dabei Handlungspraxen, organisationale Zusammenhänge und soziale Dynamiken aufzuzeigen. Der diskursanalytische Zugang soll unter anderem die verwendeten Begrifflichkeiten im kulturpolitischen Feld sichtbar machen sowie kontextuelle Rahmenbedingungen betrachten und diese historisch und theoretisch einordnen. In diesem Zusammenhang sind auch die Akteur*innen innerhalb der Kulturpolitik und Kulturverwaltung und deren jeweiligen handlungspraktischen Dynamiken von Relevanz. Durch die Analyse der historischen Entwicklung, der rechtlichen Grundlagen und politischen Voraussetzungen sowie der subjektspezifische Umgang mit dem Konzept der kulturellen Vielfalt sollen allfällige Konflikte, Spannungen und Aushandlungen dargelegt werden.
Die Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Moritz Ege (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK)
«Eat local, think global» – diese Phrase hat in den letzten Jahren stetig an Beliebtheit gewonnen. Sie propagiert lokale Ernährungskultur als Lösung für ethische, ökologische oder auch gesundheitliche, manchmal auch für ökonomische Probleme. Die Besinnung auf lokale Ernährungswerte soll den Umgang mit den grossen globalen Problemen wie der Klimakatastrophe, Pandemien und Welthunger erleichtern. Ernährung hat mit Selbstwahrnehmung und Identitätszuschreibungen zu tun, sie steht im Zusammenhang mit Gewohnheiten, Geborgenheit, Genuss und Kindheitserinnerungen. Doch auch mit den besten Absichten ist es für Konsument:innen schwer, sich im Dschungel Ernährungsregeln, Wertesystemen und Labels zurechtzufinden. Es bedarf einer intensiven Beschäftigung mit den jeweiligen Produkten, Labels oder Zertifikaten, einer kontinuierlichen und somit zeitaufwändigen Wissensaneignung und schliesslich einem stetigen Abwägen, Manövrieren und gegeneinander Ausspielen dieser Werte. Einfache Lösungen gibt es nicht. Gleichzeitig hat jede:r etwas dazu zu sagen, denn alle sind davon betroffen ¬¬– jeden Tag.
Beim Konzept «Local Food» geht es um viel mehr als nur um die kleinstmögliche Distanz zwischen Produktions- und Konsumationsort. Andere Faktoren, welche die Lokalität beeinflussen können, sind die Lokalspezifik im Sinne einer regionspezifischen Besonderheit des Herstellungsprozesses oder der Zutaten, das Rezept, die geografischen Bedingungen eines Ortes, die Personen, die das Produkt zubereiten, die Zusammensetzung der Zutaten, die Wertschöpfungskette, die Verkehrsmittel für die Transporte oder die Art und Weise, wie etwas konsumiert wird. In meinem Dissertationsvorhaben möchte ich untersuchen, in welchen Kontexten, von wem und mit welchen Intentionen das vielbenutzte Schlagwort «lokal» verwendet wird. Ich werde untersuchen, welche Bilder und Geschichten, dafür genutzt werden, welche Rolle Zertifikate und Labels dabei spielen und in welcher Beziehung «lokal» mit anderen Werten wie «biologisch», «fair» oder «saisonal» steht.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Bernhard Tschofen (Universität Zürich, ISEK).
A woman reclines, asleep, her hair all tangled in thorn hedges: this motif, found at some of its earliest instances in the fairy tale narrative Sleeping Beauty, has since been reproduced and adapted in countless other works of literature and media. It can be distinguished from similar motifs depicting the sleeping feminine body—such as that of Snow White—by its latent environmental presence, often relegated to the background, setting the scene. Starting from the environmental, I plan to investigate original, adaptive and reimagined versions of this image, in relation to feminist and queer theories.
Die Dissertation findet im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Forschungsprojekts «Ökopassionen. Coming of Age im Anthropozän» statt und wird durch Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK) und PD Dr. Sebastian Dümling (Universität Würzburg, Empirische Kulturwissenschaft) betreut.
Der Sonderforschungsbereich 1512 „Intervenierende Künste“, ein Forschungsverbund der FU Berlin, zeichnet sich durch eine (inter-)disziplinäre und materialreiche Auseinandersetzung mit intervenierenden Kunstpraktiken und Kunstformen aus. In einzelnen Teilprojekten arbeiten die Wissenschaftler:innen mit Künstler:innen sowie Kulturinstitutionen zusammen oder erproben selbst ästhetisch-experimentelle Formate als Teil ihrer Forschung.
In meiner Dissertationsforschung analysiere ich die Zusammenhänge zwischen Wissenschaften, Künsten und Öffentlichkeiten als ein vielschichtiges Beziehungsnetzwerk, das sich aus dem Sonderforschungsbereich und seinen Forschungspartner:innen konstituiert. Dieses Beziehungsgeflecht wird von verschiedenen Bedingungen geprägt, wie z.B. inter- oder transinstitutionellen Kooperationen mit Partner:innen, (staatlichen) Fördermöglichkeiten für künstlerische Projekte, aber auch durch den zunehmenden Wirkungsimperativ der Wissenschaften in öffentlichen Bereichen.
Ich untersuche die kollaborativen Formate und Forschungen des Sonderforschungsbereichs, die sich in Sinnes- und Medienpraktiken mit ihrer Bedeutung in relationalen materiell-symbolischen Ordnungen und Ökonomien entfalten. In diesem Kontext interagieren verschiedene künstlerische und forschende Praktiken des Sonderforschungsbereichs und die damit verbundenen Beziehungsgeflechte multidirektional. Sie sind Teil größerer sozio-politischer Kontexte, die machtbeladen und asymmetrisch sind. So sind beispielsweise die ökonomischen Bedingungen und institutionellen Voraussetzungen künstlerischer und wissenschaftlicher Arbeit konflikthaft. Die daraus resultierenden Spannungen zwischen Wissenschaften, Künsten und Öffentlichkeiten treten an verschiedenen Stellen zutage und zeigen sich auch in den Laborformaten und Kooperationen des Forschungsnetzwerks selbst.
Zugleich sind künstlerische und forschende Praktiken als Teil einer ästhetischen Praxis zu verstehen, in der Akteur:innen Differenzen, Zugehörigkeiten und Bedeutungen schaffen, aber auch unterlaufen können. Indem die Künste und künstlerische Methoden in soziale Kontexte innerhalb des Sonderforschungsbereich eingreifen, (inter-)agieren sie selbst in sozialen, politischen und kulturellen Öffentlichkeiten oder bringen diese hervor. In meiner Dissertation untersuche ich die dabei entstehenden Beziehungen zwischen Wissenschaften, Künsten und Öffentlichkeiten und ihre Wirkungen als spezifische Interventionslogiken. Ich begreife sie als Praktiken des sich Verständlich-Machens zwischen unterschiedlichen Akteur:innen, die mitunter von bestimmten policies beeinflusst werden.
Mit dem Wiederaufflammen der Black Lives Matter Bewegung sind im Sommer 2020 wurden Problematische Denkmäler in den USA und bald auch global öffentlich thematisiert. Genauso problematisch wie öffentliche Ehrungen sklavenhaltender Vorväter ist jedoch die grossflächige Abwesenheit von positiven Repräsentationen von Mitgliedern marginalisierter Gruppierungen. Um deren Bedeutung und Nutzen im digitalen Zeitalter besser zu verstehen widmet sich diese Dissertation zwei solch seltenen Denkmälern im symbolisch bedeutsamsten Raum der USA: Der National Mall in Washington, DC. Da stehen zwei unterschiedliche Denkmäler für Dr. Martin Luther King, Jr. Mithilfe eines ethnographischen Zugangs wird die Räumlichkeit – offline und online – dieser Denkmäler erforscht und Erklärungsansätze gesucht, was diese Orte zu einem positiven Erlebnis macht und welche Bedeutung der Denkmäler für die Besuchenden darstellt. Hierzu wurden Interviews und Beobachtungen durchgeführt und, um einer ganzheitlichen Betrachtungsweise gerecht zu werden, Zusatzangebote wie Flyer und Webseiten miteinbezogen. Analysen von Instagram Posts der Denkmäler halfen weiter die Interaktionen der Besuchenden auf mehreren Ebenen des Erlebens zu erforschen. Die Ergebnisse wurden mit Expertenmeinungen bereichert, welche den offiziellen Nutzen von Denkmälern im Digitalen Zeitalter erläutern. Die Arbeit zeigt nicht nur ein Bedürfnis nach «erlebbarer» Geschichte, mit Optionen zur Interaktion, sondern auch dass die Relevanz von Repräsentation im öffentlichen Raum mit dem digitalen Zeitalter keinesfalls abgenommen hat.
Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Bernhard Tschofen (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Mark Eisenegger (Universität Zürich, Kommunikationswissenschaft und Medienforschung).
Mit dem Zombie lassen sich viele Geschichten erzählen, führt man sich die zahlreichen und verschiedenen populären Erscheinungsformen der Figur vor Augen. Nicht selten stehen dabei hinter den Horror- und Schockeffekten anthropologische, politische und historische Selbstverständnisse zur Debatte: Themen wie Schuld, Sorge, Autonomie, Macht (Othering), Exzess und Sterblichkeit. Als Denkfigur bewegt sich der Zombie in verschiedenen Theorie-Diskursen, vom Posthumanismus über die erkenntnistheoretische Debatte um Bewusstsein bis zu poststrukturalistischen und psychoanalytischen Ansätzen. Der Zombie geht (mit uns) aufs existentielle Ganze, materiell wie formal. Das macht ihn für eine alltagsorientierte Erzählforschung wie auch für eine gesellschaftstheoretische Auseinandersetzung zu einem anhaltend faszinierenden Erkenntnisobjekt. Die Studie zeichnet die Spur des Zombies in seiner kolonialen Geschichte nach, folgt zwei ihrer Mutationen («The Last of us» und «All of us are dead») in die Streamingdienste, untersucht in aktuellen Zeitungsartikel und Kommentarspalten Zombie-Metaphern und begegnet der Figur auf Socialmedia und an Cosplay-Zombieperformances. Ziel ist es, den popkulturellen Zombie-Wahn in seinen multimedialen und performativen Ausprägungen und Verkörperungen zu verstehen und dabei quasi in einem doppelten Erkenntnisbestreben die Konzepte der Herrschafts-Knechtschaftsdialektik, die psychoanalytischen Theoreme Doppelgänger und Todestrieb zu beleuchten und für eine kulturwissenschaftliche Erzählforschung zu öffnen.
Die Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Harm-Peer Zimmermann (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK).
Seit den 2000er Jahren hat sich das fiktionale Sachbuch, insbesondere in der Kinder- und Jugendliteratur, zu einem eigenen Genre entwickelt. Die häufig aufwendig gestalteten Werke präsentieren ihre fiktiven Inhalte über Drachen, Einhörner, Riesen, Zwerge und dergleichen nicht in Form von Erzählungen, sondern in sachbuchtypischen Textformen wie Lexika oder Ratgeber. Ihr Hauptfokus liegt dabei auf einer «Sache», deren Fiktionalität sie nicht explizit offenlegen. Stattdessen fingieren sie mithilfe von anatomischen Einhorn-Skelett-Skizzen, angeblichen Erlebnisberichten von Elfenforschern oder eingeklebter Drachenhaut auf vielfältige Weise ihre eigene Authentizität. Gleichzeitig sind diese Bestrebungen derart offensichtlich, dass fiktionale Sachbücher die Aufmerksamkeit der Leserschaft auf ihre eigene Konstruiertheit lenken und diese dadurch beleuchten. Somit thematisieren diese Bücher indirekt und auf spielerische Weise die Konventionen des Sachbuchschreibens, beziehungsweise die Konstruktion von Faktizität und Authentizität.
Dieses Dissertationsprojekt untersucht die Konstruktion und Dekonstruktion von Authentizität in fiktionalen Sachbüchern auf der inhaltlichen, (para)textuellen, visuellen und materialästhetischen Ebene. Dabei soll beispielsweise Fragen nachgegangen werden wie: Was unterscheidet ein fiktionales Sachbuch von einem herkömmlichen Sachbuch oder einem Fake? Welche Strategien werden verwendet, um fiktive Inhalte möglichst plausibel darzustellen? Gibt es Illustrationstechniken, denen mehr Autorität zugeschrieben wird als anderen? Warum werden vermeintlich handschriftliche Marginalien oder Stockflecken überhaupt als Fälschung erkannt? Schliesslich soll ermittelt werden, inwiefern einzelne Elemente sowie deren Zusammenspiel die Glaubwürdigkeit eines Textes beeinflussen.
Die Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Thomas Strässle (Universität Zürich, Deutsches Seminar).
Die Arbeit widmet sich theoretisch und handlungsbezogen der Thematik raumbezogener Identität im Kontext der Stigmatisierung von Stadtteilen. Analysiert wird der Entstehungszusammenhang sogenannter benachteiligter Quartiere sowie deren Stigmatisierung. Dahinter steht zum einen die Annahme, dass staatspolitisches Handeln für benachteiligte Quartiere einen stigmatisierenden Effekt entfalten kann. Zum anderen wird angenommen, dass die Reduktion des Verständnisses der Stigmatisierung auf einen Imageeffekt die eigentlichen Stigmatisierungsprozesse in der Mensch-Umwelt-Beziehung ausblendet. Damit fehlt die analytische Basis zur Entwicklung tragfähiger Handlungsansätze.
Um ein umfassendes Verständnis der Stigmatisierungsproblematik zu erarbeiten, wird ein Theorieansatz zur raumbezogenen Identität entwickelt. Im Fokus steht die Fragestellung, inwieweit in der Person-Umwelt-Beziehung Menschen sich eine raumbezogene Identität aneignen. Aus einer sozialpsychologischen Perspektive kann Stigmatisierung als ein Bestandteil der Identitätsentwicklung betrachtet werden. Unter Einbezug der räumlichen Dimension in der Mensch-Umwelt-Beziehung erlaubt der Ansatz raumbezogener Identität eine fundierte Erklärung der Stigmatisierungsprozesse in benachteiligten Quartieren. Abgeleitet aus den theoretischen Inhalten wird eine Handlungsgrundlage zur Lösung der Stigmatisierungsproblematik entwickelt.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Bernhard Tschofen und Prof. Dr. Gabriela Muri (Universität Zürich, ISEK).
Im Fokus des Dissertationsvorhabens steht, wie Frauen die ersten drei Monate ihrer Schwangerschaft erfahren und narrativ erinnern. Für viele Frauen ist die frühe Schwangerschaft eine vielschichtige Zeit. Es beginnt mit der Deutungsmacht über den Beginn des Schwangerseins, setzt sich mit der sinnlichen Unzugänglichkeit des Ungeborenen fort, und gipfelt in der pränatalen Diagnostik, in der widersprüchlichste Konzeptionen des Ungeborenen an die Schwangere herangetragen werden. Die Forschungsarbeit setzt sich mit den vielen Facetten des Schwangerseins, in den ersten drei Monaten, aus einer akteurszentrierten Perspektive auseinander. Thematisiert wird, wie Frauen ihr schwangeres Selbst und ihr Ungeborenes konzipieren, welche Deutungsmuster an werdende Mütter herangetragen werden und welche kulturellen Diskurse heutzutage Schwangersein mit hervorbringen. Ein zentrales Anliegen besteht darin, diejenigen Thematiken der ersten drei Schwangerschaftsmonate aufzuschlüsseln, über die traditioneller Weise geschwiegen wird bzw. für die keine adäquate Sprache verfügbar ist: Abort, pränatale Diagnostik, Schuld, Versagen, Menschwerdung des Ungeborenen. Der Zugang zum Schwangerschaftsalltag wird primär über die Erzählungen von Frauen erschlossen. Die erzählten Geschichten geben Einsicht, in die subjektiven Welt-, Sinn-, und Zeitkonstruktionen der Schwangeren, und vermitteln Erfahrungen, die nonverbal schwer bzw. nicht mitteilbar wären.
Die Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Bernhard Tschofen (Universität Zürich, ISEK).
Dieses interdisziplinäre Dissertationsprojekt geht der Frage nach, welche Rolle Graphic Novels für das historische Erzählen spielen. Es werden autobiographische und autofiktionale Graphic Novels aus aller Welt erforscht, die historische Ereignisse, persönliche Erfahrungen sowie Identitäts- und Migrationsthemen behandeln. Seit dem grossen Erfolg von «Maus» (1980) von Art Spiegelmann und «Persepolis» (2000) von Marjane Satrapi haben sich Graphic Novels als Medium etabliert, um persönliche, meist traumatische Erfahrungen, die im Zusammenhang historischer Ereignisse stattgefunden haben, künstlerisch zu verarbeiten. Ich möchte auf der Grundlage aktueller Comic-Forschung untersuchen, welche Möglichkeiten des Erzählens die spezifische Kombination von Text, Bild und grafischen Elementen den Comic-Künstler:innen eröffnet und wie sie diese Möglichkeiten nutzen, um die Leser:innen zu involvieren. Ich werde ausführliche Comic-Analysen machen, um die Beziehungen zwischen Bild-, Text- und Sprach-Ebene zu untersuchen und somit die Leseerfahrungen (Emotionen, Wissensvermittlung, Erinnerungsdiskurse) von Graphic Novels besser zu verstehen. Zentral für meine Recherche sind die theoretischen Ansätze der Darstellung von Historie, Migration und Trauma in Comicbücher (Bsp. Davies/Rifkind 2020) und die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Erinnerungskultur (Bsp. Astrid Erll 2017). Im Mittelpunkt der Inhaltsanalyse stehen Fragen zur Darstellung von politischen und persönlichen Konflikten, von Flucht, Migration und Exil. Die Interpretation der einzelnen Graphic Novels soll abschliessend zu einer Beurteilung führen, inwiefern sich dieses Medium grundsätzlich für das autobiographische und autofiktionale historische Erzählen eignet.
Die Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK) und PD Dr. Andreas Rauscher (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg).
Die Schweizer Volkskultur mit ihren Bergkulissen, den bäuerlichen Trachten sowie den heimatlichen Alphornklängen, wie wir sie heute vor allem aus touristischen Kampagnen kennen, ist ein Phänomen, das erst mit der Gründung des Nationalstaates im 19. Jahrhundert entstand und später in den 1930er Jahren im Rahmen der geistigen Landesverteidigung verfestigt wurde. Nicht nur in ländlichen Regionen zelebrierte man Folklore und Traditionen, vor allem auch in städtischen Gebieten wuchs die Begeisterung für das Ländliche und die sogenannte «Ländlermusik» etablierte sich bald zum «typischen» Klang der Schweiz.
Vor diesem historischen Hintergrund untersucht das vorliegende Dissertationsprojekt anhand einer Sammlung von Fernsehsendungen, welche im Schweizer Fernsehen zwischen den 1960er und den 1990er Jahre produziert und ausgestrahlt wurden, wie Volksmusik im damaligen Leitmedium Fernsehen von verschiedenen Akteurgruppen als identitätspolitische Ressource praktiziert und inszeniert wurde. Ziel der Forschung ist es aufzuzeigen, inwiefern die unterschiedlichen Sendeformate dazu beigetragen haben, sowohl Vorstellungen sowie Praxen regionaler Musiktraditionen als auch nationaler Volkskultur zu verbreiten und gesellschaftlich zu verankern, die bis heute bestehen. Im Fokus der Untersuchungen stehen dabei Verhandlungen über die Authentizität populärer Tradition sowie deren Identifizierungspotenzial für die Bevölkerung. Dieses Vorhaben verfolgt hauptsächlich einen gegenwartsbezogenen medien-ethnografischen Zugang, dennoch werden Medienpraxen auch dank historischen Quellen aus den Archivmaterialen der einstigen Redaktion «Folklore und Heimat» exemplarisch illustriert und der volkmusikalischen Alltagspraxen gegenübergestellt.
Die Dissertation findet im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Forschungsprojekts «Claiming Folklore – Politiken und Praktiken von Volksmusik im Schweizer Fernsehen (1960er–1990er)» statt und wird durch Prof. Dr. Bernhard Tschofen (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Moritz Ege (Universität Zürich, ISEK) betreut.
In recent years, an increasing number of books for young adults have been published that deal with mental illness in adolescents. In previous decades, any illnesses or disabilities mentioned in YA (young adult) literature (a category of fiction written for readers from approximately twelve to eighteen years of age) would almost exclusively be physical in nature, with some of them even being terminal.
Any form of mental illness, however, was largely ignored or simply not addressed. In recent years, this has begun to change. Depression, obsessive-compulsive and anxiety disorders, hallucinations and more – the young protagonists have recently been affected by far more problems than "just" those that come with the coming of age or even physical, perhaps objectively more palpable, ailments. These fictional spaces often deal with many fears, doubts, and uncertainties that commonly afflict young people on the verge of adulthood, but also crises in dysfunctional families and a society that is becoming more and more brittle as underlying themes. Thus, both mental illness and adolescence with their threshold character are of great interest to this dissertation and will be examined with the help of a qualitative literary analysis.
Interestingly, it can be argued that the concepts of adolescence and mental illness have some striking parallels. Both concepts entail a status of instability and uncertainty, occur without precisely defined entry and exit points, and are characterized by their lack of a clear definition. At what point is a person considered mentally ill? At what exact point is a child an adolescent, and at what point an adult?
Transitions, breaking of taboos, and transgressions are thus found in adolescence as well as in mental illness. Is mental illness in YA literature perhaps even used as a metaphor for adolescence itself?
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Ingrid Tomkowiak (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Barbara Straumann (Universität Zürich, Englisches Seminar).
Das transdisziplinäre Dissertationsprojekt verfolgt die Ziele, das Thema Behinderung in die Volkskunde und den angloamerikanischen Forschungsansatz der Disability Studies mit dem sozialen Modell von Behinderung in die Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften einzuführen sowie einen Beitrag zur Erforschung von Differenz und der visuellen Kultur in theoretischer, methodologischer und empirischer Hinsicht zu leisten. Im theoretischen Teil der Arbeit werden auf der Grundlage verschiedener theoretischer Ansätze Antworten auf die Fragen nach dem Entstehen, den Formen, dem Wandel und v.a. der Un-/Sichtbarkeit von Differenz gesucht. Im empirischen Teil werden gesellschaftlich geprägte und die Gesellschaft prägende Bilder, d.h. Darstellungen und Vorstellungen von, Einstellungen zu und Verhaltensweisen gegenüber Behinderung und Normalität erforscht. Konkrete Bilder wie auch Bilder in den Köpfen dienen zur Untersuchung, wie, in welchen Formen und weshalb die Differenz zwischen Behinderung und Normalität entsteht, und welche Folgen sie für die Verhaltensweisen hat. Eingesetzt wird dazu eine eigens entwickelte, auf der System- und Diskurstheorie beruhende Kombination von Bild- und Dokumentenanalysen. Die Bilder spielen deshalb eine zentrale Rolle im Projekt, da im Umgang mit ihnen die Dar-, Vor-, Einstellungen und Verhaltensweisen v.a. durch die Sehweisen miteinander verknüpft werden.
This dissertation explores the aesthetic negotiation of discourses on racialised (un)moving bodies, feelings of (un)belonging and politics of (im)mobility in selected 21st-century works of Anglophone and Germanophone literature on and off the page. By analysing selected texts from different genres – spanning from novels across picturebooks to spoken word – that are produced within the transglossic Black diasporas in officially German-speaking countries it investigates how the works under scrutiny move across languages, nation(alitie)s, form(at)s and media.
By investigating forms and intersections of Black diasporic literary production that have largely been disregarded so far within literary studies in Germany, Switzerland and Austria through the lens of theories of (im)mobility and emotion, the project aims to engender an interdisciplinary dialogue not only between African European studies, mobility studies and affect theory, but also between (New) English and German philologies. Via a translingual approach towards Black diasporic literary imagination, the project places special emphasis on the entangled transcultural and translocal connectivities, circulations and encounters of literary texts, socio-political discourses, diasporic histories and cultural actors. The concept of the ‘Afropean’ serves as an analytical, heuristic lens that allows us to delineate the complex intersections of the racial, cultural and socio-political dimensions of African diasporas in Europe. Thinking with and through the ‘Afropean’ thus enables us to decentralise (methodologically) nationalist perspectives and to focus on the intricate entanglements of ‘regimes of mobility’ (Glick-Schiller/Salazar 2013), ‘politics of contingent belonging’ (Espinoza Garrido et al. 2020) and ‘regimes of familial feeling’ (Haschemi Yekani 2021) in modern Europe.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Christine Lötscher (Universität Zürich, ISEK) und Univ.-Prof. Dr. Susanne Reichl, Privatdoz. (Universität Wien, Institut für Anglistik und Amerikanistik).
Das Thema dieses Dissertationsprojekts von Gabriela Schenk ist vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung des Berufs der Ärztin zu sehen. Der zeitliche Rahmen beginnt mit der Zulassung der Frauen zu den (europäischen) Universitäten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und erstreckt sich bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium, insbesondere zum Medizinstudium, sowie die damit zusammenhängenden Probleme in der Ausbildung, Berufsausübung und der gesellschaftlichen Stellung wurden nicht nur in der Fachliteratur und den Medien, sondern auch in belletristischen Werken aufgenommen und diskutiert. Der Gegenstand dieser auf Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse, der Diskursanalyse und des New Historicism gestützten Untersuchung ist der Vergleich von belletristischen Werken mit zeitgenössischen Sachtexten (Fachliteratur, Zeitungsartikel, biographische Texte etc.). Wie wird die Frau im Arztberuf in der Unterhaltungsliteratur dargestellt? Welche Themen bzw. Probleme werden angesprochen? Werden bestimmte Frauentypen bzw. Stereotypen für die Figur der Ärztin bevorzugt verwendet? Ändert sich im Lauf der Zeit das Bild der Ärztin in der Unterhaltungsliteratur und entspricht dies realen Gegebenheiten? Diesen und weiteren Fragen soll im Rahmen dieser Arbeit nachgegangen werden.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Ingrid Tomkowiak (Universität Zürich, ISEK).
In Clubs kommen Menschen zusammen, um Musik zu hören, zu tanzen, einander zu begegnen oder sich zu berauschen – kurz: um gemeinsam zu «feiern». Zeitgenössische Clubkulturen – verstanden als Szenen um elektronische Tanzmusik – haben verschiedene historische Vorläufer, aber eine gemeinsame Attraktion: Sie geben das Versprechen auf intensives Erleben in einer Welt, die einen Gegenentwurf zum restlichen Alltag darstellt.
Einerseits sind Clubs lokale Institutionen, die das urbane Nachtleben entscheidend prägen. Einige von ihnen sind Begegnungsorte für Gruppen, die sich dort vergleichsweise sicher vor alltäglichen Diskriminierungen wähnen, etwa hinsichtlich Gender und Sexualität. Andererseits sind Clubs in eine internationale Veranstaltungsökonomie eingebettet und ziehen Publika aus unterschiedlichen sozialen Milieus und Schichten an – elektronische Tanzmusik ist ein Massenphänomen. Meine ethnografisch-kulturanalytische Feldforschung zu Clubkulturen in Berlin und München nimmt das grossstädtische Nachtleben in seiner Vielgestaltigkeit und Normalität in den Blick: Der Fokus liegt auf dem «breiten» Publikum.
Die Ethnografie entwickelt eine wissenschaftliche Sprache für die Erfahrungen, die auf und neben der Tanzfläche gemacht werden, und arbeitet dabei auch die Ambivalenzen des Feierns heraus. Von der Clubkultur geht ein gewisser Magnetismus aus, wobei die Feiernden vor der Herausforderung stehen, ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Kraftwirkungen herzustellen: zwischen Autonomie und Abhängigkeit, zwischen Ekstase und Monotonie, zwischen Kreativität und Konformität oder zwischen Rausch und Sucht. Zudem wird Clubkultur in Relation zu ihrem konstitutiven Aussen interpretiert: Erst durch die Analyse der Grenzgänge zwischen Alltags- und Nachtleben kann deutlich gemacht werden, welchen Stellenwert und welche Funktion sie einnimmt – für Einzelne und als kulturelle Formation innerhalb der Gesellschaft.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Moritz Ege (Universität Zürich, ISEK) und Prof. Dr. Regina Bendix (Universität Göttingen, KAEE).
Lange führte Fantasy im Medium Film ein Nischendasein. Erst mit dem Start der Filmreihen «The Lord of the Rings» und «Harry Potter» und nicht zuletzt dank neuer filmtechnischer Möglichkeiten wurde das Genre ab 2001 Blockbuster-tauglich. Ausgehend von dieser Beobachtung befasst sich das Dissertationsprojekt mit dem Fantastischen in Verfilmungen von Fantasy-Romanen für Kinder und Jugendliche, die im englischsprachigen Raum von 2001 bis 2013 fürs Kino produziert wurden. Im Fokus stehen die Darstellung und Funktion des Fantastischen im Film und dessen Veränderungen beim Adaptionsprozess. Anhand dieser Veränderungen werden Tendenzen der neueren Fantasyfilme herausgearbeitet (auch im Vergleich zu früheren Adaptionen derselben Stoffe) und damit in Zusammenhang stehende sozio-kulturelle Phänomene und Diskurse aufgezeigt. Das Forschungsinteresse des Projektes liegt bei Fragestellungen um Themen wie Weltkonzeptionen und Kindheitsvorstellungen sowie Genre und Narration, welche sich im Spannungsfeld von Fantasy, Medienwechsel, Adaption und Intertextualität eröffnen.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Ingrid Tomkowiak (Universität Zürich, ISEK).
Die Dissertation ist ein Teilprojekt des SNF-Projektes „Übergänge und Entgrenzungen“ (Laufzeit 1. März 2011 – 31. Juli 2013).
Mein Forschungsvorhaben geht der Frage nach, in welcher Form die Muttergottes als kulturelle Konstante, unabhängig von ihrer religiösen Urfunktion epochenübergreifend gesellschaftliche Diskurse prägt. Dabei soll untersucht werden, wie stark sie in den visuellen Kulturen vertreten ist und in welchen Formen sie als Denkfigur instrumentalisiert und aktualisiert wird. Es soll des Weiteren hinterfragt werden, welche Rolle der Maria bei der Ausformung idealer Weiblichkeit zukommt, zumal diese bewusst oder unbewusst als ein kulturell geprägtes Bezugssystem oder ‘kulturelles Muster’ fungieren kann.
Ausgangspunkt dieser Forschungsarbeit sind Marianische Bildmedien verschiedener Epochen, sowie Texte aus den Bereichen der Kunstgeschichte, Psychologie, Sozial- und Religionswissenschaften.
Die Methode des Crossmappings soll ermöglichen, durch einzelne ‘case studies’ jene sozialen Energien zu visualisieren, deren ästhetische Formalisierungen in der Vergangenheit bestimmte kulturelle Anliegen bedient haben und die im Laufe der Zeit durch kulturelle Umformung eine neue Bedeutungsform entwickelt haben. Es soll kritisch hinterfragt werden, warum und wie bestimmte Bildformeln in Beschlag genommen und neu interpretiert werden und welcher ausschlaggebende Faktor zu deren affektivem Nachwirken führt.
Soziale Energie geht mit wiederholbaren Formen von Interesse und Vergnügen einher, auch ist sie in der Lage kollektive, physische und mentale Empfindungen hervorzurufen, zu gestalten und zu ordnen. Das Herausarbeiten dieser Tendenzen erlaubt Rückschlüsse über gesellschafts- und kulturtheoretische Dynamiken und erweist sich somit als bedeutungsvoll für die Kulturwissenschaft. Auch eröffnen die so entstehenden Erkenntnisse im Idealfall eine neue Perspektive auf moderne Bildpraktiken und erweitern den Blickwinkel der Zusammenschau moderner und altertümlicher medialer Konstellationen.
Begegnet man heute einer Marienikone aus Byzanz, wirkt das nicht-realistische Antlitz fremd. Längst sind deren Bedeutung und Funktion vergessen. Sie stellt ein Artefakt dar, dessen Aura wir nicht mehr spüren können. Gleichwohl hat die Denkfigur Ihrer Betrachtung die Zeit überdauert und lebt heute in anderen Medien, meist unentdeckt fort.
Maria ist das älteste Frauenbild im Christentum. Seit Jahrhunderten wird sie in verschiedenen Medien, Ikonographie und Kontexten immer wieder bildlich dargestellt.
Maria ist und war Kultbild und Vorbild; ihre Lebensphasen bieten vielerlei Identifikationsmöglichkeiten und dienen als exemplarischer Leitfaden zur Lebensgestaltung im christlichen Glauben. Sie repräsentiert gleichzeitig mütterliches Ideal, jungfräuliche Reinheit, tugendhafte Weisheit, Frömmigkeit und erhabene Schönheit. Im Zwiegespräch ist sie Freundin, Mutter, Geliebte. Streng oder liebevoll, mitleidvoll oder ernsthaft begegnet sie jenen, die sich andächtig an sie richten. Seit dem Mittelalter und über mehrere Jahrhunderte begleitet sie die Menschen als aktiver Bestandteil Ihrer Lebensrealität.
Die Menschen des 21. Jahrhunderts sind stetig den «alltäglichen Instrumenten der Wirklichkeitskonstruktion» ausgesetzt, Ihre Vorbilder entwickeln, verändern und dekonstruieren sich täglich. Sowohl die Integrität als auch die Identität eines jeden Individuums erscheinen zunehmend fliessend und der gelehrsame ‘meditative Blick nach innen’ wird nun vermehrt zur Orientierung in die virtuelle Welt gerichtet. Gleichwohl deuten bestimmte Verhaltensmuster, ästhetische Spuren und ‘Trends’ in der stark mediatisierten Gegenwart auf eine Form der Idealisierung und Aneignung marianischer Attribute.
Mein Projekt begibt sich auf die Spur der Muttergottes, die sich ihres alten Holzrahmens entledigt und sich in der Dämmerung der Neuzeit auf den Weg zu neuen medialen Möglichkeiten gemacht hat. So lebt die Figuration Mariens medial, visuell oder metaphysisch in unterschiedlichen Erscheinungsformen bis in die Gegenwart fort, wo sie zur Prägung von Alltags- und Popkultur, Ästhetik und Kunst beiträgt.
Mit der Dissertation werden Versammlungen von sogenannten israelitischen Kreiskomitees 1836 im Königreich Bayern rekonstruiert und deren Wirkungskraft im Gang der damals laufenden Judenemanzipation untersucht und bewertet. Die Arbeit konzentriert sich auf die Versammlungen der Rabbiner, jüdischen Lehrer und Abgeordneten der Jüdischen Gemeinden in Unterfranken, die von der bayerischen Staatsregierung nach Würzburg vorgeladen wurden. Geeignetes Material bieten Sammelakten (vor allem) im Staatsarchiv Würzburg, die gleichzeitig vielfältige Vorgänge dicht am Versammlungsgeschehen dokumentieren sowie Texte bzw. Textpassagen enthalten, die es erlauben, den widerständigen Eigensinn des sogenannten unterfränkischen Landjudentums herauszuarbeiten. Die Dissertation liefert aus kulturwissenschaftlicher Sicht erstmalig eine Rekonstruktion der Versammlungen von 1836 und bietet einen Beitrag zur Erforschung der aktiven Teilhabe eines vielstimmigen unterfränkischen Landjudentums am Emanzipationsprozess des 19. Jahrhunderts.
Die Dissertation wird betreut durch Prof. Dr. Bernhard Tschofen (Uni Zürich, ISEK).
Zweitgutachterin ist Frau Prof. Dr. Monique Scheer (Uni Tübingen, Empirische
Kulturwissenschaft)
Weltweit gibt es verschiedene Völker ohne eigenen Staat. Sie sind mit vielen politischen, kulturellen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert. Eines der Völker ohne eigenen Staat bilden die Kurden und Kurdinnen. Sie leben hauptsächlich in vier Staaten im Mittleren Osten (Türkei, Syrien, Irak, Iran) und verstreut in vielen Ländern der Welt. Aus politischen Gründen sind viele in die Diaspora emigriert oder ins Exil getrieben worden. Ich unterscheide zwischen Exilierten und Diasporen: Exilierten wird eine Rückkehr zu ihrem Herkunftsland verwehrt, im Gegensatz zu Diasporen. Ein kleiner Teil der kurdischen Gesellschaft in der Deutschschweiz besteht aus Diasporen; sie sind aus ökonomischen oder Familiennachzug-bedingten Gründen in der Schweiz. Sie dürfen in ihre Heimat reisen und halten meistens sozio-kulturelle Verbindungen mit ihren Herkunftsländern lebendig. Die unterschiedliche Situation von Diasporen und Exilierten prägt ihre Integrations-Verläufe und beeinflusst ihre Heimat-Wahrnehmung im Ankunftsland. Ziel dieser Dissertation ist, den Wandel der kurdischen Gesellschaft in der Schweiz infolge von Migrations- und Integrations-Erfahrungen zu erforschen. Dazu gehören auch unterschiedliche Heimatwahrnehmungen, Mangel an politischer und kultureller Repräsentation im Zusammenhang mit ihrer Staatenlosigkeit, frühere und jetzige Lebenserfahrungen und in welcher Weise die kurdische Staatenlosigkeit bedrückt. Es soll dargestellt werden, wie Kurdinnen und Kurden ihre Integration theoretisch und praktisch erleben und welche Anforderungen und Hürden sich beim Einleben in der Schweiz stellen. Wie gelingt der Spagat zwischen Vertrautem und Ungewohntem? Wie wird der Verlust der Heimat verkraftet? Wie können sich Kurden und Kurdinnen ein Stück Heimat schaffen? Welche Erwartungen bestehen auf der Seite der Neuankommenden und wie wird die Bereitschaft zur Aufnahme im neuen Land erlebt? Die Arbeit stützt sich auf narrative Interviews mit Betroffenen in der Deutschschweiz, methodologisch angeleitet durch die „Qualitative Inhaltanalyse“ nach Philipp Mayring, die „Sozialwissenschaftlich-hermeneutische Paraphrase“ von Thomas Heinze und Hans-Werner Klusemann. Diese Methoden ermöglichen, die subjektive Wahrnehmung der Interviewten sinngemäss zu interpretieren.
Dissertation betreut durch Prof. Dr. Harm-Peer Zimmermann und Prof. Dr. Moritz Ege (Universität Zürich, ISEK).
With my PhD, I am researching how practitioners attempt to transform business as usual within their respective industries to meet the climate goals ratified by their governments in Paris in 2015. It hasn’t gone unnoticed by citizens that major governmental and economic actors have failed to set an emission reduction course that makes a substantial difference. This issue resulted in a wave of protests in 2019. While the protest wave has subsided during the pandemic, the issue remains, and time is running out. While some protesters have resigned, others have changed their strategy. Groups like "The Last Generation" have even intensified their disruptive protests, while other activists have altered their methods and have become "embedded" in their industries, where new demographics beyond traditional (left-leaning) activist spheres have been politicized.
These "embedded activists" or "passionate practitioners" speak up in their companies and advocate for infrastructural and behavioral changes. They position themselves somewhere between pressure groups and self-empowered "bottom-up" sustainability managers. Many societal tensions are detectable within these groups; their endeavours make hierarchies and infrastructures visible.
These action groups create spaces where industry stakeholders meet activists, the former trying to get ahead of presumed future regulations, and the latter trying to persuade powerful individuals to support the cause and to gain access to leverage points that "truly" make a difference. Thirdly, aspiring entrepreneurs and startup enthusiasts are flocking to events that promise green solutions. They have sensed the opportunity: Where there is a big problem, big solutions are needed, and this is where careers are forged.The case of "embedded activists" that my PHD will look at, is Music Declares Emergency, an international alliance of artists and music industry professionals that originated in the UK. Consisting of (former) Extinction Rebellion supporters but also representatives of companies like Sony, it is a heterogeneous group spread across 14 countries and four continents that agrees on an objective (the rapid reduction of CO2 or "Net Zero" by 2030) but needs to negotiate a common strategy, a process marked by trial and error.
Their proposed measures shed light on imaginaries of the future – or lack thereof. With participant observation, photographic documentation, and interviews with members of MDE in at least three countries, I am researching these meetings and surprising alliances to reveal potentials, obstacles, and imaginaries of change within the music industry.
This dissertation is supervised by Prof. Dr. Moritz Ege (University of Zurich, ISEK) and Prof. Dr. Paula Bialski (University of St. Gallen).Danmei culture is an imported culture for China from the last century. As a distinctive socialist country, the Danmei culture differs from a worldwide culture with Chinese characteristics. Media practitioners have made various attempts to achieve the goal of continuing to develop Danmei TV dramas and musicals. Under the evolution of the historical changes in culture and policy, this study aims to explore the development and transformation of Danmei TV dramas and musicals. The study employs a multifaceted methodology, encompassing content analysis of policies, articles, and social media comments, interviews with media practitioners, and the interpretation of relevant social phenomena.
This dissertation is supervised by Prof. Dr. Christine Lötscher (University of Zurich, ISEK) and Prof. Dr. Wolfgang Berh (Universität Zürich, AOI).